Dorfchronik

Aus Astheims Vergangenheit und Gegenwart

Obwohl aus den geschichtlichen Epochen der Jungsteinzeit und Merowingerzeit schon Bodenfunde auf eine Besiedelung des Astheimer Heimatraumes hinwiesen, beginnt die eigentliche dörfliche Entwicklung erst zur Zeit der Karolinger (etwa um 800 n. Chr.). Die Ortsnamensforschung hat nachgewiesen, dass die Orte auf „heim“ siedlungsgeschichtlich bis zum Jahre 800 entstanden sind und auch Astheim in dieser Periode eingegliedert. Askmuntesheim, so lautet der Erstname unseres Heimatdorfes, soll nach Aussage einer Urkunde aus dem Staatsarchiv Darmstadt die Bedeutung „Siedlung Askemunt“ tragen. Erster Grundbesitz über den kleinen Ort besaß das Kloster Lorch, vom 12 Jahrhundert an übernahm das Mariengredenstift in Mainz die Rechte und im Jahre 1099 tritt Bischof Johan von Speyer „den Flecken bei Tribur“ an den Bischof Kuno von Worms zum Tausch ab.

Nach dauernden Besitzveränderungen hatte das kleine Dorf „Athem“ im Jahre 1571 nur noch zwei Herren, den Kurfürsten von Mainz und den Landgrafen von Hessen – Darmstadt. Jeder besaß die hälfte des dörflichen Hofgutes. Der Landgraf von Hessen gibt 1579 seine gesamten Ober- und Niedergerechtigkeit über Astheim an Kurmainz zum Tausch gegen Stockstadt und Wolfskehlen. Hierin liegt auch die Ursache, dass Astheim bis heute inmitten vieler protestantischer Ortschaften katholisch geblieben ist.

Der 30-jährige Krieg ließ mit seinen Schrecken und Verwüstungen auch das kleine Bauern- und Fischerdorf am Schwarzbach nicht unberührt. Vom Jahre 1622 an nahmen die jährlichen Plünderungen kein Ende mehr. Brandschatzungen des Mansfelder und Halbstädter Krieges hinterließen Grausame Spuren. Was in den niedrigen Bauernhäusern und Hütten noch übrig war, holten sich die Truppen des Generals Turenne im Jahre 1647.

Als endlich der ersehnte westfälische Frieden kam, glich das Riedfleckschen „Astum“ eher einer Wildnis. Alte Blätter berichten von der Ratlosigkeit der Mainzer Herren, die das Dorf für die folgenden Jahre von jeglichem Zehntabgaben befreiten.

All der unsagbaren Not gesellte sich noch im Jahre 1651 eine riesige Wassernot zu, die durch ihre Überschwemmung gewaltigen Schaden anrichtete. Überhaupt hatte das Dorf in seiner Lage schon von jeher durch Überschwemmungen zu leiden, da es ungeschützt den Rheinfluten preisgegeben, später erst durch Dämme gesichert werden konnte. Dies erbrachte ihm auch zu Recht den Namen „Deichdorf des Riedes“ ein.

Abgesehen von einigen größeren Wassernöten gegen Ende des 18. Jahrhunderts (1776, 1778, 1784, 1785 und 1789) verbreiteten lauenburgische Söldnerscharren im Jahre 1734 Schrecken und Verwüstung auch in Astheim selbst.

Das Jahr 1802 brachte für das kleine Bauerndorf eine entscheidende Wende herbei. Der Ort, der bis jetzt noch teilweise Eigentum klösterlicher Besitzungen in Mainz war, wurde gänzlich von der hessischen Regierung in Besitz genommen. Außer den gärenden Revolutionsjahren 1848/49, in denen auch Freischärler plündernd durch die Ortsstraßen zogen und dem Krieg 1870/71, den einigen alten Bürger mitmachten, verlief das Leben ruhig und gleich bleibend. Bis die große Rheinüberschwemmung des Jahreswechsel 1882/83 kam und wohl als die bedeutendste Naturkatastrophe in die Geschichte der Heimat einging. Nach einem Durchbruch des großen Rheindammes stürzten die Wassermassen in das Schwarzbachgebiet und liefen am 3. Januar über die Krone des Ortsdammes in das Dorf.

Sofort setzte aus den umliegenden Ortschaften eine Aktion ein, um die Einwohner und das Vieh zu retten. Nach Aussagen alter Blätter stand das Wasser 5 bis 15 Fuß hoch im Dorf und das Heimatblatt des Kreises schrieb:

„16. Jan.: Es ist kaum zu glauben, dass Astheim vor gründlicher Austrocknung und Desinfizierung wieder bewohnt werden kann.“

Das jetzige Jahrhundert zeigt einerseits im Dorf einen gewaltigen Aufschwung in der baulichen Entwicklung, brachte aber andererseits durch die beiden schweren Weltkriege den Familien schmerzliche Verluste. 97 Heimatsöhne, davon 69 einheimische, sahen die Fluren und Auen ihres geliebten Ortes nicht wieder. Astheim errichtete seinen vergessenen Brüdern im Jahre 1957 ein Ehrenmal vor der Kirche.

Die Struktur des fast reinen Bauerndorfes ändert sich in die einer modernen Wohngemeinde. Die letzten zwei Jahrzehnte waren gekennzeichnet durch die Erweiterung des Neubaugebietes mit einem völlig neuen Straßennetz auch für den Altbaukern. Sie fanden ihre Vollendung in einer Vollkanalisation, einer öffentlichen Wasserversorgung, den Bau einer Leichenhalle,

einer Grundstufenschule, einer Turnhalle und einer evangelischen Kirche.

Grünanlagen sorgen für ein abwechslungsreiches Straßenbild. Ein neuer Sportplatz und zwei Kinderspielplätze bieten der Jugend Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung. Im Jahre 1972 wurde der Neubau des Feuerwehrgerätehauses eingeweiht, eine moderne Schulturnhalle für den Schul- und Vereinssport entstand 1973. Nach neusten Gesichtspunkten wurde

1975 ein moderner Kindergarten erbaut. Schließlich erhielt Astheim 1977 im Anschluss an die Turnhalle ein neues Bürgerhaus.

Astheim hatte nach den statistischen Erhebungen im Jahre 1956 bereits 1359 Einwohner, hundert Jahre vorher waren nur 787. Im Jahre 1965 wurden 1759, im Jahre 1975 2343 und 2003 3500 Einwohner registriert.

Die Kirche wird im Jahre 1651 erstmals erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie nach teilweiser Hochwasserzerstörung von dem Mainzer Benediktinerkloster Jakobsberg wieder aufgebaut. Die Weihe erfolgte am 2 September 1703 durch den Mainzer Weihbischof Edmund Geduld von Jungenfeld. Eine Erweiterung erfuhr das Gotteshaus im Jahre 1774.

Im Zuge der Gebietsreform 1980, gehört Astheim heute zur Großgemeinde Trebur.

Die Namen Astheims:
850 Askmuntesheim
1099 Astehem
1239 Astheim
1331 Astheym
1460 Asthem
1475 Astem
1579 Astumb
1647 Astum
1675 Astheim